Von Minden nach Polen

Mein Friedensdienst mit ASF im Jüdischen Zentrum in Oświęcim/Auschwitz

Hallo liebe Freunde, Förderer und Interessierte,

ab dem 03. September 2012 werde ich einen Friedensdienst mit ASF im jüdischen Zentrum Oswiecim/Auschwitz machen.

Auf diesen Seiten möchte ich euch das ganze Jahr über meine Arbeit, Erlebnisse und Erfahrungen informieren.

Auch gibt es mir und euch die Möglichkeit Gedanken zu bestimmten Themen zu äußern und über Nachrichten im Kontakt zu bleiben, hierzu sind natürlich alle herzlich eingeladen!

Viel Spaß mit meinem Blog

Johannes

Von Theresienstadt über die sächsische Schweiz ...

Kurz bevor mein lieber Freund Dominik sein Jahr hier beendet hat, habe ich seine Anwesenheit noch einmal genutzt und mir frei genommen, da er die deutschen Gruppen in der Zeit übernehmen konnte, um für einige Tage nach Tschechien zu fahren.
Ich hatte Niklas versprochen, dass ich ihn in Theresienstadt besuche, wollte wenigstens zweimal bei Clara in Budweis gewesen sein und außerdem wartete dort ein schon lang erwartetes Festival auf mich: Die "Colours of Ostrava".

So machte ich mich also am 11.07.2013 auf den Weg.

In erster Linie wollte ich natürlich Niklas in Litomerice besuchen, aber wollte auch seine Arbeit in der Gedenkstätte des ehemaligen Ghettos Theresienstadt kennenlernen - eine Stelle, auf die ich mich gleichermaßen beworben habe, wie auf das jüdische Zentrum in Oświęcim. :)
Am Freitag gab Niklas mir also eine sehr interessante Führung durch das ehemalige Ghetto.
Theresienstadt ist für mich insofern etwas besonderes, als das es sehr viele Verbindungen zwischen Auschwitz und Theresienstadt gab.
Angefangen natürlich mit der Deportation der Juden in das "Theresienstädter Familienlager" in Birkenau.
Aber auch das Leben heute und der Umang mit dem Thema ist ein ähnlicher. Genauso wie Oświęcim hat auch Terezin sehr mit seinem Namen zu kämpfen. Eigentlich ist es sogar noch ein Stückchen krasser, da die Leute nicht neben einem solchen Ort leben, sondern IN den Häusern, wo Häftlinge untergebracht waren. Die gesamte Stadt Terezin ist auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos.
Theresienstadt war aber auch damals nicht irgendein Ghetto, sondern es wurde als "Propagandaghetto" genutzt. Es gab zweimal in der Geschichte einen Besuch von Außenstehenden (z.B. vom internationalen Roten Kreuz und von einer Delegation der dänischen Regierung). Beide Male wurden die Teile des Ghettos, wo diese Leute durchgeführt wurden, schön hergerichtet und der gesammte Rundgang war vorher genauestens einstudiert worden. Beide Male stand im Bericht, dass es den Leuten gut gehe und die Gerüchte über deutsche Ghettos nicht stimmen würden.
Die Geschichte von Theresienstadt ist sehr interessant. Wer mehr darüber erfahren will, kann sich die Artikel (auf die unterstrichenen Wörter klicken) oder aber den Blog von Niklas durchlesen: niklasintschechien.blogsport.de

 

Übers Wochenende sind wir dann mit fast allen Tschechien-Freiwilligen (plus Jakob - österreichischer Mitfreiwilliger von Niklas, einer Freundin von Rona und mir) in die sächsische Schweiz gefahren um "boofen" zu gehen.

Jetzt stellt ihr euch sicher die Frage "Was ist denn bitte schön "boofen"?" :D
"Boofen" bedeutet eigentlich nichts anderes, als das Übernachten in einer sogenannten "Boofe", also unter einem Felsvorsprung. Man könnte es auch anders sagen: Man wandert durch die Landschaft und abends übernachtet man mehr oder weniger unter freiem Himmel. ;)
Johanna (Freiwillige in Tschechien) kommt dort aus der Gegend und ein Freund von ihr konnte uns helfen den Weg zu finden und uns sehr viel interessante Informationen über das Elb-Sandstein-Gebirge geben.
Die sächsische Schweiz ist eine unglaublich schöne Ecke von Deutschland mit beeindruckender Natur. Es hat sich wirklich gelohnt dort zu wandern. Und Abends sind wir ziemlich kaputt auf unsere Lager gefallen und haben schnell geschlafen.
Am Samstag hatten wir den Weg hoch genommen, deswegen ging es dann am Sonntag ganz einfach wieder runter ins Elbtal und von dort mit dem Zug wieder zurück nach Tschechien.

Ich bin nochmal zurück zu Niklas gefahren, weil ich mir auch noch die kleine Festung angucken wollte.
Am Montag sind wir also wieder nach Theresienstadt gefahren und nachdem Niklas mir eine kurze Einführung in der kleinen Festung gegeben hatte, habe ich mir den Rest noch alleine in Ruhe angeschaut.
Die kleine Festung in Theresienstadt ist das ehemlige Konzentrationslager, oder wie es offiziell hieß: Gestapo Gefängnis.
Dieser Ort ist so anders als Auschwitz, aber auch sehr bedrückend.
Doch ich durfte hier mal wieder eine Sache bemerken, die mich in letzter Zeit sehr stark beschäftigt hat:

Ich merke, dass ich einfach eine Pause vom Thema Holocaust brauche. Ein Jahr habe ich nun an diesem Ort verbracht und immer ist man von diesem Thema umgeben und es ist egal, wo und mit wem man spricht, irgendwann geht es doch wieder um Auschwitz, um die Shoah.
Ich brauche eine Pause. Ich muss mich einfach auch mal wieder mit anderen Themen beschäftigen und dann kommt das Interesse auch wieder zurück.
Ich habe, als ich durch die kleine Festung in Theresienstadt gelaufen bin, gemerkt, dass ich einfach keine Lust und auch nicht mehr so richtig die Kraft hatte mir das alles durchzulesen...

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