Von Minden nach Polen

Mein Friedensdienst mit ASF im Jüdischen Zentrum in Oświęcim/Auschwitz

Hallo liebe Freunde, Förderer und Interessierte,

ab dem 03. September 2012 werde ich einen Friedensdienst mit ASF im jüdischen Zentrum Oswiecim/Auschwitz machen.

Auf diesen Seiten möchte ich euch das ganze Jahr über meine Arbeit, Erlebnisse und Erfahrungen informieren.

Auch gibt es mir und euch die Möglichkeit Gedanken zu bestimmten Themen zu äußern und über Nachrichten im Kontakt zu bleiben, hierzu sind natürlich alle herzlich eingeladen!

Viel Spaß mit meinem Blog

Johannes

Ein Shabbaton in Oświęcim

Am Wochenende um den 6. April gab es ein Shabbaton bei uns im jüdischen Zentrum. Für alle, die mit dem Begriff nichts anfangen können:
"Colloquially, the term shabbaton means an event or program of education, and usually celebration, that is held on a Shabbat (Jewish sabbath). Sometimes a shabbaton is an entire weekend with the main focus on the Shabbat. [...] These events can be multi-generational and wide open, or limited to a small specific group. A shabbaton can be held where a group usually meets, or at an off-site location."
(http://en.wikipedia.org/wiki/Shabbaton)

So trafen sich also am Freitag Nachmittag einige Juden aus ganz Polen bei uns, um gemeinsam den Sabbath zu begehen.
Da die Vorbereitungen für den Shabbaton ziemlich aufwendig waren und außerdem die Juden am Sabbath nunmal nicht arbeiten dürfen, wurden wir Freiwilligen gefragt, ob wir helfen können.

So verbrachte ich also das Wochenende entweder beim Essen oder aber bei den jeweiligen Vorbereitungen mit bis zu 15 Stunden Arbeit am Tag.
Jeden Tag mussten Frühstück, Kaffeetrinken, Mittagessen und auch das Abendessen vorbereitet werden. Und bei allem musste darauf geachtet werden, dass es koscher ist: Extra Messer für Brot, extra Messer für Milchprodukte, extra Messer für Fleisch, besondere Brettchen und am Samstag durfte bloß kein Ofen benutzt werden, sondern das Fleisch musste auf einer Platte erhitzt werden, die von Freitagabend bis Samstagabend durchgängig lief, u.v.m.

Abends wurde ich gefragt, ob ich nicht auch mit essen möchte. So saß ich also mit der jüdischen Gemeinschaft beim Essen und wurde aufgenommen, als sei ich ein Teil von ihnen. Das war unglaulich schön und ich habe sehr nette und interessante Gespräche geführt. Besonders Abends, als ich noch mit ein paar Leuten und Rabi Boaz (aus Israel) zusammen saß und der ein oder andere Vodka geschlürft wurde.
Durch das koschere Kochen, die Essen und auch die Gespräche habe ich unglaublich viel Neues über das Judentum erfahren und ich konnte kennenlernen, was ein Sabbath wirklich ist und wie man sich an einem solchen Tag verhält. :)


Auch wurde ich immer wieder gefragt, ob ich etwas im Computer nachschauen kann oder aber das Licht in der Toilette anmachen kann, weil sie selber es am Sabbath nicht dürfen.

Neben diesen Erfahrungen konnte ich an diesem Wochenende aber auch erstmals an einem jüdischen Gottesdienst teilnehmen. Ich habe erst von draußen zugeschaut, aber als der Rabbi mich sah hat er mich reingewunken, wo ich sofort ein Gesangsbuch in die Hand gedrückt bekommen habe und mein Nachbar sich um mich kümmerte und mir genau erklärte wo wir sind, was ich machen soll und was die Sachen bedeuten.

 

Es war sehr interessant einen jüdischen Gottesdienst zu erleben, auch wenn ich den Ablauf leider überhaupt nicht verstehe und dieser für Außenstehende wie ein großes Chaos aussehen muss. Jeder kommt und geht, wann er will, jeder Unterhält sich oder betet wann er will, ... :D

Allgemein war es ein unglaublich eindrucksvolles Wochenende und ich habe endlich das Judentum nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis kennenlernen können.

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