Von Minden nach Polen

Mein Friedensdienst mit ASF im Jüdischen Zentrum in Oświęcim/Auschwitz

Hallo liebe Freunde, Förderer und Interessierte,

ab dem 03. September 2012 werde ich einen Friedensdienst mit ASF im jüdischen Zentrum Oswiecim/Auschwitz machen.

Auf diesen Seiten möchte ich euch das ganze Jahr über meine Arbeit, Erlebnisse und Erfahrungen informieren.

Auch gibt es mir und euch die Möglichkeit Gedanken zu bestimmten Themen zu äußern und über Nachrichten im Kontakt zu bleiben, hierzu sind natürlich alle herzlich eingeladen!

Viel Spaß mit meinem Blog

Johannes

Auschwitz und Szczyrk

Mitte Februar war es so weit und auch Clara sollte nun das Museum des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz zum ersten Mal besichtigen. Ihr erster Besuch in Oświęcim war relativ am Anfang unseres Jahres und so wollte ich ihr erst mal die Stadt und mein Leben hier zeigen und den Besuch nicht unbedingt durch einen Besuch des Museum überschatten. Außerdem wollte sie gerne langsam in das Thema kommen und nicht direkt als erstes Konzentrationslager unbedingt Auschwitz sehen.

 

Am Donnerstag, den 14.02.2013 kam Clara morgens um ca. 5 Uhr mit dem Nachtzug in Oświęcim an. Wie es sich gehört habe ich sie natürlich auch um diese Uhrzeit am Bahnhof abgeholt und es war schön ihr wieder in die Arme zu fallen.
Nachdem wir noch ein bisschen geschlafen haben, klingelte für mich der Wecker wie jeden Morgen um 09.00 Uhr und ich ging zur Arbeit. Clara entschied noch etwas liegen zu bleiben und nachzukommen.
Als ich mich von der Arbeit etwas befreien konnte, gingen Clara und ich in die Niwa-Galerie, da ich mir meine erste eigene Skihose kaufen wollte. Nach einigem Hin und Her bin ich nun stolzer Besitzer einer schwarzen Skihose und Clara noch stolzere Besitzerin einer neuen Skijacke.

Freitag hatte ich mir frei genommen, um ganz in Ruhe zusammen mit Clara eine Führung durch das Museum Auschwitz zu machen. Da es für mich meine dritte Führung durch Auschwitz war, wusste ich bereits, was mich erwarten würde. Über Claras Eindrücke lasse ich sie am Besten selbst berichten:

"Freitag sind wir beide ins ehemalige Konzentrationslager gefahren, um eine Führung mit zu machen. Es war schon beeindruckend, aber so unglaublich touristisch, dass kein Raum für irgendwelche Emotionen war. Es ist wahrscheinlich auch viel zu unfassbar, was dort alles passiert ist. Der Expositionsraum mit Haaren hat mich sehr berührt und Fotos von Kindern, nach Experimenten von Mengele. Außerdem war es ein komisches Gefühl, dass bei den ausgestellten Koffern, auf sehr vielen 'Klara/Clara' stand. Öfter, als andere Namen. Soviel zum Stammlager. Der zweite Teil der Führung war in Birkenau. Dort war es unglaublich kalt und alleine die Vorstellung, dass die Leute, diese Kälte nicht nur zwei Stunden, wie wir, aushalten mussten, sondern wahrscheinlich bis in den Tod hat mich mehr beschäftigt, als all die Gräueltaten von denen der Guide erzählt hat. Das war zu unwirklich." (Claras Blog)
Besonders interessant war auch, die verschiedenen Guides zu vergleichen: Während der Guide, den ich mit Niklas und Jakob hatte, sehr darauf bedacht war auch Emotionen zu wecken, war der heutige Guide sehr stark auf die bloßen Fakten bedacht.
Außerdem bringt jeder Guide eigene Erfahrungen und Anekdoten ein, wodurch auch für mich jede Führung etwas Neues bringt.

Nachdem auch Clara diesen Besuch, der ihr lange einen Kloß im Hals verschaffte, hinter sich gebracht hatte, wollten wir das Wochenende und unser Wiedersehen auch oder vor allem für fröhlichere Themen nutzen.
Am Samstag fuhren wir mit dem Bus über Bielsko-Biała nach Szczyrk in eines der größten Skigebiete Polens. Nachdem wir unsere Sachen in der Gemeinschaftsküche unseres Hotels untergebracht haben, fuhr uns der nette Besitzer zum Skilift, wo wir uns sowohl die Skier, als auch den Skipass für zwei Tage leihen/kaufen konnten. Die Preise sind kein Vergleich zu Deutschland oder Österreich! Für die Ausrüstung (Skier, Schuhe, Helm und Stöcke) bezahlten wir für zwei Tage gerade mal 80 PLN (ca. 20 Euro) und für den Skipass für zwei Tage gerade mal 120 PLN (ca. 30 Euro).

Den Rest des Tages verbrachten wir auf der Piste mit den dazugehörigen Schokoladen-, Cola- und Pommespausen. ;)

Obwohl es lange her ist, dass ich auf Skiern stand, so war ich sofort wieder drin und es hat riesigen Spaß gemacht. Für Clara war der Einstieg etwas schwierig, doch auch bei ihr klappte es immer besser. Unser größtes Problem an diesem Tag stellte der dichte Nebel dar, der eine Sicht weiter als 10 Meter unmöglich machte, weshalb wir mit zusätzlicher Vorsicht agieren mussten, da man sonst die anderen Skifahrer schnell mal übersehen konnte.

Um 16.30 Uhr wurden wir von dem Besitzer wieder abgeholt und nach einer schnellen Dusche gab es schon um 17 Uhr lecker Essen.
Danach brauchten wir erstmal ein bisschen Erholung, da diese plötzliche Belastung ganz schön auf die Muskeln geht und ich mich kaum noch bewegen konnte.
Am frühen Abend machten wir uns dann aber doch noch auf um wenigstens einmal auch in der Stadt Szczyrk gewesen zu sein, außerdem wollten wir noch ein bisschen was einkaufen. Nachdem wir den ersten Teil der Strecke gelaufen waren, nahm uns ein netter junger Mann den Rest des Weges mit. Nach dem Einkauf und einem kurzen Rundgang (es gibt allerdings nicht viel zu sehen), sind wir mit dem Bus zurück und haben es uns noch ein bisschen in unserem Zimmer (oder besser Apartment) gemütlich gemacht.

Am Sonntag standen wir dann schon um 10 Uhr bei deutlich besserem Wetter auf der Piste und genossen einen weiteren wunderbaren Skitag. Die Sonne hat sich sogar relativ oft blicken lassen und die Sicht war frei.
Um 16 Uhr war unser kleiner Skiurlaub dann schon wieder vorbei und wir mussten unsere Sachen zurück geben und wurden wieder ins Hotel gebracht.

Nach dem Abendessen beschlossen wir es für diesen Tag sein zu lassen (auch, weil ich nun entgültig kaum noch die Treppen ins Schlafzimmer hochkam) und verbrachten den Abend gemütlich vor polnischem Fernsehen, Ukraineführer, oder einfach nur erzählend.

Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten und unserem Zimmer und dem Besitzer des Hotels "Lebe Wohl" gesagt hatten, sind wir mit dem Bus zurück nach Bielsko-Biała gefahren, wo wir noch eine Seilbahnfahrt auf den Berg und einen Spaziergang geplant hatten.
Allerdings machte uns der Nebel diesmal einen endgültigen Strich durch die Rechnung und so beschlossen wir gar nicht erst hoch zu fahren, sondern uns nur auf einen kleinen Spaziergang im Wald zu beschränken.
Nach einer Tasse Kakao auf dem Marktplatz von Bielsko ging unser Bus schon wieder zurück nach Oświęcim, von wo aus Clara mit dem Nachtzug wieder zurück Richtung Prag gefahren ist.

Natürlich war der Abschied auch diesmal wieder traurig, aber scheinbar haben wir uns schon so daran gewöhnt, dass es deutlich leichter fiel, als die letzten Male.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ich (Donnerstag, 04 April 2013 22:38)

    http://www.facebook.com/photo.php?fbid=581848508492680&set=a.270212842989583.78148.152285701448965&type=1&theater