Von Minden nach Polen

Mein Friedensdienst mit ASF im Jüdischen Zentrum in Oświęcim/Auschwitz

Hallo liebe Freunde, Förderer und Interessierte,

ab dem 03. September 2012 werde ich einen Friedensdienst mit ASF im jüdischen Zentrum Oswiecim/Auschwitz machen.

Auf diesen Seiten möchte ich euch das ganze Jahr über meine Arbeit, Erlebnisse und Erfahrungen informieren.

Auch gibt es mir und euch die Möglichkeit Gedanken zu bestimmten Themen zu äußern und über Nachrichten im Kontakt zu bleiben, hierzu sind natürlich alle herzlich eingeladen!

Viel Spaß mit meinem Blog

Johannes

Gemeinsam statt einsam

  "Gemeinsam statt einsam" - dies ist der Titel eines Seminars gewesen, an dem ich teilgenommen habe. Es war eine Kooperationsarbeit von ASF und der Internationalen Begegnungsstätte hier in Oswiecim. In dem Seminar ging es darum, wie ich eine Gedenkstättenfahrt organisiere und durchführe. Eigentlich war das Seminar für Polen und Deutsche ausgelegt - es war aber auch eine Russin dabei -, deswegen wurden alle Freiwilligen, die mit ASF in einer Gedenstätte in Polen arbeiten extra von ASF eingeladen (von den vieren sind drei gekommen: Christina - Freiwillige in der IJBS Oswiecim, Pia - Freiwillige in Lublin/Gedenstätte Majdanek und ich).
Das Seminar fand statt vom 25. - 28.10 im Wannseeforum in Berlin-Wannsee.

 

 

NOTAUSSTIEG! Brecher die Decke. Zihen die Laine!
NOTAUSSTIEG! Brecher die Decke. Zihen die Laine!

Ich habe also am 25.10 zusammen mit Christina die Reise nach Berlin angetreten - 10 1/2 Stunden Fahrt!

In Wannsee angekommen habe ich mein Zimmer bezogen, zusammen mit dem einzigen anderen männlichen Teilnehmer, Frank.

Wannseeforum Berlin
Wannseeforum Berlin

Die nächsten Tage haben wir also damit verbracht über die Organisation und Durchführung von Gedenstättenfahrten zu sprechen und welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt.

Wir haben erstmal überlegt, was wir überhaupt unter "Gedenkstättenpädagogik" verstehen und über die Möglichkeiten, aber auch Gefahren der Gedenkstättenpädagogik und unsere Erfahrungen geredet.

Am Freitag Mittag kam Dorota Bastos vom Deutsch-polnischen Jugendwerk (DPJW) und hat uns etwas über das Jugendwerk erzählt und darüber aufgeklärt, inwiefern das DPJW bei Polnisch-Deutschem-Austausch unterstützen kann.

Blick von der Terasse auf den kleinen Wannsee
Blick von der Terasse auf den kleinen Wannsee

Am Freitag Morgen hat uns Judith (Bildungsreferentin der IJBS) etwas über die Methoden für eine Gedenkstättenfahrt erzählt (Wie gestallte ich die Vor- und Nachbereitung? Wie und was mache ich während der Gedenstättenfahrt?) und am Samstag Morgen haben wir über die unterschiedliche Erinnerungskultur in Polen und Deutschland gesprochen.

 

Neben den Sitzungen innerhalb des Seminars haben wir noch zwei Gedenkstätten innerhalb von Berlin besucht - das Haus der Wannseekonferenz und die Topographie des Terrors. Dort haben wir neben einer Führung noch jeweils mit einem Mitarbeiter über den Umgang mit Gruppen an einem solchen Ort und seine Erfahrungen gesprochen.

Beides sind sehr lohnenswerte Museen! Im Haus der Wannseekonferenz bekommt man nochmal in unglaublich krassem Ausmaß gezeigt, dass die "Endlösung der Judenfrage" eigentlich eine reine Bürokratiesache war. Da haben sich ein par relativ unbedeutende Personen getroffen, haben kurz (1 1/2 Stunden) über die Vernichtung der Juden gesprochen, haben danach noch nett gefrühstückt und das wars. Bzw. gesprochen ist vielleicht nicht ganz richtig: Heidrich hat einen Vortrag gehalten, danach wurden einige wenige Sachen noch näher besprochen und dann wurde alles abgenickt und das wars. Was aber diese Bürokratie und kleine Konferenz für eine Bedeutung hatten, sehe ich hier in Oswiecim fast täglich.

Auch, wie das Protokoll geschrieben ist, ist sehr erschreckend. Die Teilnehmer benutzten eine sehr euphemistische Sprache. So findet man zum Beispiel kein mal das Wort "töten" oder "vernichten"; bei den Nazis nannte man das "Sonderbehandlung" und "Umsiedlung".

Neben dem Raum der Konferenz befindet sich dort aber noch eine sehr gelungene Ausstellung über die Zeit der Nazidiktatur.

 

Am Samstag waren wir noch in der Topographie des Terrors. Diese Ausstellung ist auf dem ehemaligen Gelände des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) und befasst sich mal nicht mit den "Opfern", sondern mit den "Tätern", was man sonst fast nirgends findet. Es wird gezeigt, wie die Nazis (besonders der SD und die SS, bzw. das spätere RSHA) organisiert waren. Außerdem gibt es noch einzelne Berreiche, die zeigen, was diese Organisationen in den verschiedenen Ländern angerichtet haben (Massenerschießungen, ...). Am Ende der Ausstellung gibt es dann noch einen Teil, der sich mit der Bestrafung/Nicht-Bestrafung der Täter befasst. So haben zum Beispiel große Teile des SD führende Positionen im BND bekommen. Auch wurden viele, nach kurzer Haftzeit, aufgrund "guter Führung" wieder freigelassen und nicht groß zur Verantwortung gezogen (viele der "Täter" waren sehr gut gebildet und man brauchte kluge Köpfe um die BRD/DDR aufzubauen).

Unsere Zimmer
Unsere Zimmer

Die Abende und Pausen verbrachten wir meistens bei nem Bierchen zusammen und haben über das Erlebte gesprochen oder die Themen der Meetings weiter diskutiert. Das war unglaublich interessant, gerade weil die Teilnehmer aus drei unterschiedlichen Ländern kamen und außerdem jedes Alter (von 19 bis über 50) vertreten war.

Das Seminar hat sich also sehr gelohnt und ich habe sehr viele neue und interessante Erfahrungen machen können!

 

Am Samstag hatte Pia Geburtstag und so haben wir Abends bei ihr Zuhause - zusammen mit ihren Eltern und noch drei Freundinnen - gegessen und ein bisschen gefeiert.

 

Am Sonntag, nach Ende des Seminars, habe ich mich dann auf den Weg gemacht und habe meinen lieben Cousin Lukas, seine Freundin Susann und ihre beiden Zwillinge besucht. Das war eine unglaublich nette Zeit! Danke euch beiden/vieren nochmal für diesen tollen Nachmittag!

 

Jetzt ist der Artikel schon wieder sehr lang geworden, dabei wollte ich mich doch mal kurzfassen. :D

 

Nach dem Wochenende war ich noch zwei Tage in Wroclaw, aber darüber berichte ich in einem anderen Eintrag!

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