Hallo ihr Lieben,
nun habe ich endlich Zeit euch von meinem Seminar in Piekary (in der Nähe von Kraków) zu berichten.
Nachdem der Abschied sehr, sehr schwer war und - auch während der Zugfahrt - viele Tränen geflossen waren, sind wir - Kathi aus Minden und ich - am Montag (03.09.2012) in Berlin gelandet. Dort haben wir uns mit den anderen Freiwilligen von ASF, die ein trilaterales Projekt haben, getroffen. Trilateral bedeutet, dass man in seinem Projektland mit einem Freiwilligen aus einem anderen Land zusammen lebt und arbeitet. In Polen arbeiten ein deutscher und ein ukrainischer Freiwilliger zusammen, in UK ein polnischer und ein deutscher.
Mit den deutschen Freiwilligen, die nach UK oder Polen gehen, haben wir uns also am Bahnhof in Berlin getroffen. Von da aus ging es nun los; 10 Stunden Zugfahrt bis nach Kraków. Dazu muss man sagen, dass das Gerücht völlig richtig ist, dass die Züge in Polen total langsam sind. Vielleicht sage ich also besser: wir tuckerten 10 Stunden durch die polnische Natur, die übrigens unglaublich toll ist!
Bei Dunkelheit kamen wir dann also am Kraków Głowny an, wo wir von der englischen Länderbeauftragten Magda empfangen wurden. Mit einem Kleinbus fuhren wir die 8 km nach Piekary, wo wir in einem Internat untergebracht waren.
Ich bezog ein Zimmer zusammen mit Simon (D), Bartosz (PL), Marcin (Pl), Michał und Sergii (beide UKR). Das war ganz lustig, weil unser Zimmer auf der Empore der Sporthalle war. :)
Nachdem aber alle sehr wenig geschlafen hatten und eine sehr lange Fahrt durchgemacht haben, fielen wir alle nach einer kurzen ersten Session ins Bett.
Jeder Tag bestand aus mehreren "sessions", die sich mit verschiedenen Themen beschäftigten, die Polen, Ukraine und Deutschland betrafen. Am Dienstag haben wir uns erstmal näher kennen gelernt und jedes Land sollte einen kurze Präsentation über die Kultur seines Landes machen. Das war mit sehr viel Spaß verbunden! :)
Am Mittwoch ging es darum ASF besser kennen zu lernen. Dafür kam eine der Mitarbeiterinnen aus Berlin zu Besuch um uns über die Anfänge und die Probleme der Ost - West - Teilung für ASF zu berichten. Leider war ihr Englisch nur sehr schwer zu verstehen, was es für alle Anwesenden schwierig machte. Am Nachmittag ging es in das wunderschöne Krakau. Einfach eine unglaublich tolle und beeindruckende Stadt. Dort machten wir ein "city game", wodurch wir die Stadt selbst erforschen konnten/mussten.
Hier einige Eindrücke:
Die Abende wurden dann immer genutzt um den persönlichen Kontakt zu den anderen Freiwilligen auszubauen. Es wurde viel gelacht, getanzt, geredet, aber auch diskutiert. Es war immer ein sehr buntes Treiben von Freiwilligen aus allen drei Ländern.
Am Donnerstag fuhren wir dann schon früh wieder nach Kraków. Dort bekamen wir erst eine Führung durch Kazimierz (dem jüdischen Viertel von Krakau). Das war sehr interessant.
Hier einige Eindrücke:
Am Nachmittag hatten wir dann Zeit uns das Museum Galicja anzuschauen. Dieses behandelt das Thema "jüdisches Leben in Galizien".
Dort hatten wir dann auch ein Gespräch mit Józef Rosołowski, einem ehemaligen Gefangenen des Konzentrationslagers Mathausen. Das war sehr interessant und vor allem sehr bewegend! Ich glaube eine viel bessere Beschreibung über das Leben im Lager konnte man nicht bekommen. Ein unglaublich toller Mann, der erzählt, was er in seiner Gefangenschaft erlebt hat. Der aber auch nicht generell sagt "der böse Deutsche". Er hat gezeigt, dass viele Gefangene nach der Befreiung ein "normales" und glückliches Leben geführt haben, sofern das möglich war. Es war schön zu sehen, wie er davon berichtete, dass er nach der Befreiung ein schönes und erfülltes Leben mit Kindern und Frau geführt hat. Er möchte nicht nur als "Opfer" darstehen, sondern auch als Mensch, der ein Leben nach 1945 hat.
Der Abend wurde dann wieder zusammen verbracht.
Am Freitag war dann der letzte Tag, den wir zusammen mit den Engländern hatten. :(
Am Vormittag ging es um Europa. Erst sollten die jeweiligen Ländergruppen die Umrisse von Europa zeichnen und dann den Mittelpunkt bestimmen.
Das wurde eine lustige Sache, wobei unsere Karte nicht mehr so viel mit Europa zutun hatte. Der Mittelpunkt wurde sehr unterschiedlich festgelegt. Die Polen sagten, dass Griechenland der Mittelpunkt Europas ist, weil im Moment ganz Europa auf das Land schaut. Die Ukrainer hatten eine Stadt in der Ukraine und wir Deutschen Piekary (der Ort, wo unser Seminar stattfand) festgelegt.
Außerdem sollte jede Gruppe die für ihr Land wichtigsten Ereignisse nach 1945 aufschreiben und dann wurde ein Zeitstrahl daraus gebastelt.
Am Abend gab es dann eine große Abschlussparty:
Am Samstag morgen haben uns dann in der Früh die Engländer verlassen. Sehr schade, da mir einige sehr ans Herz gewachsen sind. So hat man gerade neue Freundschaften geschlossen und schon wird man wieder auseinander gerissen. :(
Mit der polnischen Gruppe fuhren wir dann am Vormittag zu einem Kloster in der Nähe. Angeblich das älteste Kloster Polens. Das war durchaus interessant, auch wenn die Kirche ganz und gar nicht mein Fall war.
Bei Kaffee und Kuchen wurden wir dann von einem Schwarm Wespen überfallen, die sich über den Kuchen hermachten und aufgrund des Eierlikörs ziemlich schnell betrunken waren.
Den restlichen Samstag ging es dann überwiegend um Formalitäten. Und am Sonntag hatten wir alle ein Einzelgespräch mit der Polenbeauftragten Urszula.
Auch bekamen wir ein großes Plakat, wo die ganzen ehemaligen Freiwilligen etwas für uns geschrieben hatten.
Und Sonntagabend gingen dann alle die wollten in den Gottesdienst.
Am Montag morgen hieß es dann zum dritten mal Abschied nehmen. :(
Hier noch einige Eindrücke des Inernats:
Das war also unser Preparation Seminar in Piekary (in der Nähe von Kraków).
Es war eine unglaublich intensive und tolle Zeit und ich glaube mein Englisch hat sich deutlich verbessert. Ich habe sogar angefangen auf Englisch zu denken, was mir manchmal das deutsch sprechen echt schwer gemacht hat. :D
Ich hoffe, dass ich möglichst schnell über die ersten Eindrücke in Oświęcim berichten kann!
Kommentar schreiben
Andreas (Donnerstag, 13 September 2012 15:36)
Hallo johannes, ich schreibe dir noch aus Gdansk, und denke deswegen öfters an dich. Bin hier auch mit dem Zug angekommen - endlos lange durchs platte nordpolen... Schon echt speziell die Eisenbahn. Ich wünsche dir weiter einen guten Start! LG
Johannes (Donnerstag, 13 September 2012 20:15)
Hallo Andreas,
Wie lange bist du denn noch in Gdansk? Schade, dass du so weit im Norden bist! Wie sieht es denn aus mit der Bibliothek in Kraków?! ;)
Ich finde man kann aber auf der Fahrt mit der Eisenbahn sehr viel erleben und vor allem viel von der traumhaften Landschaft Polens sehen. :)
LG aus dem Süden Polens
Johannes
Andreas (Freitag, 14 September 2012 23:07)
Ich bin heute wiedergekommen, ich war von Montag bis Freitag dort - jeweils 1 Tag für die Fahrt ;)
Gdansk ist so beeindruckend: Die Polen haben die Stadt nach 1945 wieder mit historischen Fassaden aufgebaut - ich habe ein Bild gesehen, die Stadt war völlig zerstört. Und es ist wunderschön. Dabei könnte es jetzt aussehen wie Hannover oder Essen. Da kann man nur dankbar sein!
Die Bibliothek mussss ich sehen - aber mal sehen, wann...
LG! - wieder in Nordostwestfalen ;)
Johannes (Mittwoch, 19 September 2012 19:43)
Ja nach Gdansk werde ich sicherlich auch noch fahren, da sind auch Freiwillige von ASF und wir hatten uns eigentich vorgenommen und quasi alle zu besuchen - ich meine ist ja auch ne optimale Gelegenheit. :)